Wandern in der Pfalz: Wandern auf dem Treidlerweg
Wenn du auf der Suche nach einer gemütlichen, nicht zu anspruchsvollen, Tagestour in der Pfalz bist wird der Treidlerweg dir jede menge Freude bereiten. Ein besonders Highlight ist der Weg weil er durch eine der wenigen international geschützten und noch ökologisch intakten Auelandschaften Deutschlands führt. Der Pfälzer-Urwald! Damit bietet der Weg nicht nur allerhand Abwechslung sondern ist besonders für Freunde einer einmaligen Natur und Tierwelt ein besonderer Leckerbissen.
Hier bekommst du einen Überblick über die Strecke und ihren Verlauf. Wir geben dir Tipps für die Anfahrt und verraten dir außerdem, was den Treidlerweg so besonders macht. Aber jetzt klären wir erst mal, woher der Weg seinen Namen hat!
Was ist denn wohl ein Treidler?
Wer öfter entlang des Rheins unterwegs ist, hat vermutlich schon oft gesehen, dass auf beiden Seiten entlang des Ufers recht breite Wege verlaufen. Das ist natürlich ungemein praktisch, hat seinen Ursprung allerdings schon vor vielen Hundert Jahren. Denn vor der Erfindung der Dampfschifffahrt wurden Schiffe seit dem 8. Jahrhundert flussaufwärts getreidelt. Was heißt nun treideln? Treideln bedeutet, dass Knechte oder Zugtiere die Schiffe vom Ufer aus an einer langen Leine gegen die Strömung ziehen mussten. Kurzum, die Wege hatten einen sehr wichtigen Zweck und waren für die schwere Arbeit des Treidelns unabdingbar. Wenn du heute entlang des Rheins unterwegs bist, siehst du zu jeder Jahreszeit unzählige Schiffe auf dem Rhein. Der Gedanke daran selbst das kleinste Schiff gegen die Strömung ziehen zu müssen, klingt irgendwie unvorstellbar.
Wenn du jetzt glaubst, die Strecke verläuft nur am Rhein irrst du dich übrigens. Auf dem Weg kommst du auch am Michelsbach, verschiedenen Seen und Tümpeln vorbei, wanderst auf einem Deich und wanderst durch süße kleine Wälder.
Karte zum Treidlerweg
Streckenbeschreibung zum Treidlerweg
Die Natur im Blick
Du findest es doch bestimmt auch am schönsten bei strahlender Sonne und blauem Himmel zu wandern, oder? Dazu kann ich dir natürlich in aller Regel nur beipflichten. Doch von Zeit zu Zeit gibt es Wanderwege, die eine gewisse Mystik mitbringen und gerade bei nebligem Wetter und zugezogenem Himmel eine besondere Atmosphäre bieten. Als ich den Treidlerweg ging, war das Wetter ziemlich regnerisch und nach anfänglichem Nase rümpfen hätte ich es mir für den Treidlerweg gar nicht besser vorstellen können.
Das Naturschutzgebiet Hördter Rheinaue ist mit seinen Auenlandschaften, Tümpeln, Teichen sowie dem naturbelassenen Michelsbach perfekt für eine Nebeldecke geeignet. Die naturbelassene Landschaft ist abseits der Wege schon fast urwaldartig verwachsen und wirkt zeitweise wie ein verwunschener Wald. Durch das einigermaßen regelmäßige Hochwasser des Rheins findest du hier eine ganz besondere Natur. Oder sagen wir lieber … zwei ganz besondere Naturen. Der Treidlerwerweg führt nämlich zeitweise über den Rheindeich. Das bedeutet, du wanderst einen Teil des Weges in Gebieten, die regelmäßig überflutet werden und den anderen Teil des Weges in Gebieten, die zwar durch Sickerwasser immer wieder ziemlich feucht sind, aber natürlich eine ganz andere Flora und Fauna aufweisen.
Wenn du also auf dem Treidlerwerweg läufst, solltest du immer, wenn der Weg mal auf dem Deich verläuft, nach links und rechts schauen. Wärst du bei Hochwasser hier, würde der Rhein nun fast bis zu deinen Füßen reichen. Du wirst merken, vom Rhein bis zum Deich ist es ein gutes Stück und der Gedanke, der Rhein könne ein solches Ausmaß erreichen, ist perfekt mit dem Wort „unglaublich“ zu beschreiben. Es ist toll zu sehen, wie die Natur sich an diese Situation angepasst hat und welche einzigartigen Pflanzen und Tiere sich hier finden. Kurzum, der Begriff Pfälzer Urwald ist absolut passend gewählt.
Ein Paradies für seltene Arten
Tiere wie Schwalbenschwanz, Komoran, Graureiher, Laubfrosch oder das rote Waldvöglein fühlen sich entlang des Treidlerwegs genauso wohl wie die Seerose, die sibirische Schwertlilie und unzählige wilde Orchideen Arten. Zudem gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Insekten aller Art, denen die feuchte und oft modrige Rheinaue ein perfektes Biotop bietet. Eine absolute Besonderheit hier ist die Wilde Weinrebe, eine der seltensten und kulturhistorisch wertvollsten pfälzischen Pflanzenarten.
Zwei Tipps für den Treidlerweg
Tipp #1: Da es auf dem Treidlerweg regelmäßig zu Überschwämmungen kommt ist der Boden gerade nach Regenfällen häufig ziemlich matschig. Die Wege sind meist sehr naturbelassen (ein Glück!) und somit solltest du definitiv auf festes, möglichst Wasserdichtes, Schuhwerk achten. Deine neuen weißen Sneaker sind für den Treidlerweg definitiv die falsche Wahl. Eine gute Idee sind zum Beispiel die LOWA Renegade GTX mid über die du dich hier informieren kannst.
Tipp #2: Desweiteren mach dir immer eine Sache klar. Du befindest dich in einem einzigartigen Naturschutzgebiet. Gibt also noch mehr Acht auf deine Umgebung und dein eigenes Verhalten. Müll hat hier nichts zu suchen, laute Musik oder hysterisches Gelächter (schade!) stören wohl möglich ebenso die Ruhe der Tierwelt. Übrigens würde ich gerade in einem Naturschutzgebiet immer auf den Wegen bleiben und nach Möglichkeit keine wilden Abkürzungen nehmen.
Zur Anfahrt
Leider ist die Anfahrt beim Treidlerweg so eine Sache für sich. Der Ort Hördt und speziell der Wanderparkplatz ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur unter Qualen zu erreichen. Obwohl ich so was nur sehr ungern tue, muss ich dir in diesem Fall zur Anreise mit dem Auto raten. Dieses kannst du jedoch super auf dem Wanderparkplatz Rheinstraße abstellen und dort bequem am Ende der Tour wieder einsammeln.
Immerhin … wenn etwas schwerer zu erreichen ist, hat man meistens mehr Ruhe. Diese Faustregel gilt auch für den Treidlerweg.
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