5 der bekanntesten Pilgerwege der Welt

Pilgerwege sind tief in die Weltreligionen verankert. Daher ist das Pilgern seit Tausenden Jahren eine Tradition und auch heute werden immer wieder neue Pilgerwege geschaffen. Vielleicht kennst du bisher selbst nur den Jakobsweg?

Heute zeige ich dir neben dem Jakobsweg noch vier weitere der bekanntesten Pilgerwege der Welt. Mal schauen, ob du schon alle kennst …

Allgemeines zu Pilgerwegen

Schauen wir uns doch nochmal an, was überhaupt ein Pilger ist. Wikipedia definiert das Wort Pilger wie folgt:

Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt von lateinisch peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Ein einzelner wurde früher als Pilgersmann oder Pilgersfrau bezeichnet. Im Kirchenlatein bezeichnet Pelegrinus eine Person, die aus Glaubensgründen in die Fremde zieht, zumeist eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt, zu Fuß oder auch unter Verwendung eines Transportmittels.

Je nachdem welchen Pilgerweg du gehst, wirst du vermutlich auf mehr oder weniger Menschen treffen, die den Weg aus religiösen Gründen gehen. Die Gründe für eine Pilgerreise sind so vielfältig wie die Pilger die auf den Wegen gehen. Welche Gründe es gibt um auf dem Jakobsweg zu pilgern haben wir uns bereits angeschaut.

Pilgerwege müssen übrigens nicht immer Fernwanderwege sein. Pilgerreisen wie das besteigen des Adams Peak in Sri Lanka, die Umrundung des Kailash in Tibet oder der Anstieg auf den Croagh Patrick in Irland sind eher kurz. Jedoch zeichnen sich Pilgerwege meist durch ein hohes Maß an körperlicher Anstrengung aus. So ist das Pilgern auf dem Kailash zum Beispiel eine Strecke von 56km in einer Höhe von 4600 bis 5700 Metern.

Ungeachtet dessen habe ich für diese Liste nur lange Pilgerwege ausgesucht.

1. Der Jakobsweg in Spanien und Europa

Der Jakobsweg wird meist als der bekannteste Pilgerweg der Welt aufgeführt. Sicherlich ist er zumindest der bekannte Pilgerweg in Europa und der erste Weg, an den die meisten Menschen denken, wenn sie das Wort Pilgerweg hören. Schließlich geht es dir da bestimmt nicht anders.

Viele wissen jedoch nicht, dass es nicht „den Jakobsweg“ als einen definierten Weg gibt. Das heißt, es gibt zwar viele sehr bekannte Wege wie Camino Francés, Camino Primitivo, Caminho Portugues oder den 1000km langen Via de la Plata, doch dein persönlicher Jakobsweg kann überall beginnen.

Also, selbst wenn du in Moskau aus der Tür gehst und Santiago zum Ziel hast, befindest du dich auf dem Jakobsweg. Übrigens gibt es auch viele offizielle Jakobswege in Deutschland, die definitiv einen Blick wert sind.

Fakten zum Jakobsweg

  • Start: überall
  • Ziel: Santiago de Compostela, Spanien
  • Distanz: mind. 100km
  • Etappen: sehr unterschiedlich
  • Symbol: gelbe Muschel auf blauem Grund

Weil der Weg nicht fest definiert ist fällt es natürlich schwer eine klare Auflistung der Fakten zu machen.

Auf deiner Pilgerreise bist du stets unterwegs zum Grab des Heiligen Apostels Jakobus. Dieser liegt (angeblich) in der Kathedrale in Santiago de Compostela begraben.

Dieser Pilgerweg entstand bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die Kathedrale bildet das offizielle Ende des Jakobsweges obwohl viele Leute noch zum Kap Finisterre weiter pilgern. Übrigens war dieser Punkt das damalige Ende der Welt.

Pilgerweg Jakobsweg
Santiago de Compostela
Jakobsweg Pilgerweg

2. Der St. Olavsleden in Schweden und Norwegen

Mit dem 564km langen St. Olavsleden oder auch Olafsweg, durch Schweden und Norwegen, haben wir uns bereits ein einem eigenen Artikel ausführlich beschäftigt. Dieser historische Weg ist kürzlich zum 1000-jährigen Bestehen von Trondheims neu eröffnet worden und erfreut sich seitdem steigender Beliebtheit.

Übrigens, wie auch beim Jakobsweg ist das Ziel hier das Grab eines Heiligen. Der heilige St. Olaf war von 1015 bis 1028 König von Norwegen und liegt im Nidarosdom in Trondheim begraben. Mitunter war er wesentlich für die Ausbreitung des Christentums in Norwegen und Schweden verantwortlich.

Fakten zum St. Olavsleden

  • Start: Selånger, Schweden
  • Ziel: Trondheim, Norwegen
  • Distanz: 564km
  • Etappen: 29
  • Symbol: Rotes Kreuz auf weißem Grund

 

Mit seiner abwechslungsreichen Strecke, die teilweise durch unberührte und sehr schwach besiedelte Landstriche führt, verbindet der St. Olavsleden die Bottensee und den Atlantik. Denn der Pilgerweg beginnt und endet jeweils an der Küste.

Die Route ergibt sich aus dem Lebensweg St. Olafs. Denn Olaf landete bei seiner Rückkehr aus dem Exil in Selånger und wurde später in Trondheim begraben.

Pilgerweg Olavsleden
Trondheim St. Olavsleden

3. Der Shikoku Henro in Japan

Pilgerweg Shikoku Henro

Der Shikoku Weg auf der gleichnamigen Insel in Japan ist für mich persönlich so etwas wie der heilige Gral der Pilgerwege. Keinen Weg würde ich so gerne pilgern wie den Shikoku Henro. Auf dem 1200 – 1400km langen Weg besucht ihr 88 Tempel der Insel.

1200km ist dabei der in der Regel kürzeste Weg, um alle Tempel zu besuchen. Viele besichtigen aber nebenher auch noch die 20 Bangai. Dabei handelt es sich um extra Tempel, die nicht zu den 88 offiziellen gehören. Wenn du diese auch noch besichtigen willst, erhöht sich die Kilometerzahl auf ca. 1400. Aber halt! Ich bin schon wieder viel zu schnell.

Historie des Shikoku Henro

Also klären wir erstmal das wichtigste. Der Shikoku Henro geht zurück auf den buddhistischen Mönch Kūkai. Dieser hat von 774 bis 835 in Japan zur Zeit der Heian Zeit gelebt. Heute gilt er als Begründer des Shingon-Buddhismus.

Der Überlieferung nach soll Kūkai den Weg selbst begründet haben. Doch heute geht man eher davon aus, dass asketische Mönche in der Zeit zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert begründet haben. Die ersten schriftlichen Überlieferungen des Weges stammen aus dem 17. Jahrhundert.

Damit der Weg als gepilgert zählt, musst du alle 88 Tempel besuchen. Die Reihenfolge ist dabei egal, viele erachten es sogar als gutes Omen, die Tempel in umgekehrter Reihenfolge zu besuchen. Für den gesamten Weg benötigt man rund 40 – 70 Tage, je nachdem wie viele Pausen man macht und ob ein Teil der Strecke mit Bus oder Zug absolviert wird.

Fakten zum Shikoku Henro

  • Start: Ryōzen-ji, Shikoku (oder Kōya-san, Shikoku)
  • Ziel: Ryōzen-ji, Shikoku
  • Distanz: 1200 – 1400 km
  • Etappen: ca. 50
  • Symbol: keins

Die Pilger werden von den Einheimischen als o-henro-san bezeichnet. Erkennen kannst du sie nicht an einem Symbol wie der Jakobsmuschel, sondern an ihrer Kleidung. Dabei ist die Pilgerkluft zwar keine Pflicht, wird dir jedoch auf deinem Weg helfen, da du als offizieller Pilger erkannt wirst.

Outfit als Erkennungszeichen

Das Outfit der Henro-San besteht vor allem aus weißen Gewändern, einem Seggenhut und einem Gehstock. Außerdem haben die Pilger ihr Nōkyō-chō dabei. Eine Art Pilgerpass, in den bei jedem Tempel ein Stempel oder eine Kaligraphie eingetragen wird.

Shikoku Henro

Wenn du dich ernsthaft für den Shikoku Henro interessierst solltest du als Vorbereitung zwei Ding tun. Erstens die Website www.shikokuhenrotrail.com studieren. Zweitens das Buch Shikoku Japan 88 Route Guide kaufen. Eine englische Kartensammlung für den Shikoku Henro die weithin als „Henro Bibel“ bekannt ist.

Pilgerweg Shikoku Henro
Pilgerweg Shikoku Henro

4. Der St. Paulusweg in der Türkei

Erst 2004 wurde der Paulusweg in der Türkei von Kate Clow und Terry Richardson eröffnet. Dabei liegen seine Ursprünge natürlich viel früher. Der Weg folgt der ersten Missionsreise des Paulus durch Pisidien. Paulus soll die Strecke 47 n. Chr. gegangen sein. Ursprünglich startete der Weg in Perge, nachdem die Strecke durch Waldbrände zerstört wurde beginnt sie nun in Selege und folgt dann ca. 500km bis zu den Ruinen des antiken Antiochias.

Auf dem Weg wirst du die Region von ihrer schönsten Seite kennenlernen. Der Weg führt dabei nämlich durch das wunderschöne Taurusgebirge und vorbei an verträumten Bergdörfern. Absolutes Highlight ist dabei die Karawanenschlucht und das Ruinengebiet von Adada

Fakten zum St. Paulusweg

  • Start: Selege, Türkei
  • Ziel: Antiochia, Türkei
  • Distanz: 500km
  • Etappen: 27
  • Symbol: Roter und weißer Streifen

Wenn du den St. Paulusweg pilgern möchtest, solltest du deine Reise in den Herbst oder Frühling legen. Denn im Sommer durch die Türkei zu wandern wird extrem an deinen Kräften zehren. Die Strecke verlangt dir mit ihren schmalen Pfaden und unebenen Strecken gerade im Gebirge sowieso einiges ab.

St Pauls Pilgerweg

5. Der Benediktweg in Österreich

Der in Österreich liegende Benediktweg verbindet die Bundesländer Oberösterreich, Steiermark und Kärnten. Er zieht sich über 256km und 11 Etappen durch die bergigen Landschaften Österreichs. Der Name des Pilgerweges bezieht sich auf den Namen des Ordens der Benediktiner – Benedikt von Nursia. Begründet wurde der Weg anlässlich der 200-Jahr-Feier der Wiederbesiedlung des Stiftes St. Paul im Lavanttal im Jahr 2009. Der Benediktweg führt vom Spital am Pyhrn über Admont, Seckau, Maria Buch, Wolfsberg, St.Paul und Slovenj Gradec bis nach Gornji Grad in Slowenien.

Fakten zum St. Paulusweg

  • Start: Spital am Pyhrn, Österreich
  • Ziel: Gornji Grad, Slowenien
  • Distanz: 256km
  • Etappen: 11
  • Symbol: Rot und Weiß karierte Fläche auf grünem Dreieck

Bei diesem Naturreichen Pilgerweg durchquert man im übrigen auch den Nationalpark Gesäuse. Die ersten sieben Etappen verlaufen in Österreich. Im Verlauf der 8 Etappe, etwas hinter St. Paul, kommt ihr dann auf slowenischen Boden bis ihr bei Etappe 11 nach Gornji Grad kommt.

Auf der offiziellen Website des Benediktweges erhaltet ihr ausreichend Infos und detaillierte Reiseführer. Auch euren Pilgerpass könnt ihr dort bestellen.

Im Übrigen ist das ambitionierte Projekt Benediktweg noch lange nicht abgeschlossen. Derzeit gibt es Pläne, den Weg im Norden bis zum Pulscarden Kloster in Schottland und im Süden bis nach Monte Cassino in Italien zu erweitern.

Fazit: Pilgerwege gibt es überall und das ist auch gut so!

Felix Autor

Diese Liste beweist, es muss nicht immer der Jakobsweg sein. Auch wenn der Jakobsweg sich mit Recht so einer großen Beliebtheit erfreut. Überall in Europa und dem Rest der Welt gibt es die Möglichkeit zu pilgern. Dabei gefallen mir Pilgerwege deshalb so gut, weil sie eine klare und häufig spannende Geschichte zugrunde haben.

Du wanderst also nicht einfach nur irgendwie durch Norwegen, sondern mit einem klaren Ziel und einer klaren Begründung. Außerdem wird man in der Gemeinde der Pilger schnell erkannt und findet so leichter Anschluss. Natürlich nur, sofern man überhaupt Anschluss sucht.

Also wandern mit Grund.

So oder so ist eine Pilgerreise immer eine gute Grundlage, um eine Fernwanderung noch spannender zu gestalten. Denn ich fühle mich auf einer Pilgerreise immer als Teil von etwas Größeren und das auch wenn ich mit niemandem interagiere.