Salam Aleikum! Willkommen zur Tagestour im Ourika Tal!
Du bist zufällig in Marokko oder planst bereits deine Reise? Heute erzähle ich dir von meiner Tagestour im Ourika Tal. Also bleib eine Weile und tauche ein in die Schönheit Nordafrikas.
Wandern rund um Marrakesch
Fremde Gerüche, enge Gassen, volle Märkte, Schlangenbeschwörer und diebische Affen! Marrakesch, die Perle des Südens. Eine Stadt, die durch seine vielen Resorts und riesen Hotels ein immer beliebteres Reiseziel wird.
Durch einen Schnäppchenflug ergriffen wir im Juni spontan die Möglichkeit, für ein paar Tage nach Marrakesch zu fliegen. All-in und ein luxuriöses Hotel waren allerdings nicht unser Ziel. Über Airbnb fanden wir ein kleines Riad mit 6 Zimmern mitten in den Souks (der labyrinthartigen Altstadt) Marrakeschs. Die Souks sind ein aberwitziges Labyrinth aus engen Gassen, die sich scheinbar ohne Sinn aneinander Reihen. Die Navigation durch die Altstadt erfordert einiges an Orientierungssinn und Abenteuerlust. Doch das Hochgefühl, sich nach einigen Tagen zielsicher wie ein Einheimischer durch die Gassen zu bewegen, belohnt allemal für das Abenteuer.
Da sich Marrakesch nur unweit des Atlasgebirges befindet, bieten viele Einheimische unzählige Touren in das Gebirge und sogar bis in die Sahara an. Aufgrund der Kürze der Reise reichte es bei uns leider nur für einen Ausflug ins Ourika Tal. Hier sollte uns aber eine exotische und erstklassige Tagestour erwarten.
Für umgerechnet ein paar Euro buchten wir bei unserem Gastgeber eine Tour mit dem Auto ins Ourika Tal, inklusive einem kleinen „Spaziergang“ (false advertisement at it’s best) und den Ritt auf einem Kamel. Ob hier die Sprachbarriere oder die unterschiedliche Einschätzung eines Spaziergangs Grundlage für unser Abenteuer war, lässt sich wohl nicht mehr abschließend klären. Aber lasst mich berichten
Am Rande der Sahara zur Tagestour im Ourika Tal
Nach einem typische marokkanischen Frühstück und einem kurzen Fußmarsch bis zu einer Gasse, die von Autos passiert werden kann, trafen wir unseren Fahrer. Nach einem kurzen „Salam“ stellten wir schnell fest, dass ohne arabisch Kenntnisse nicht viele Infos aus unserem Fahrer herauszuholen waren. Mit auf der Tour war ein junges Mittzwanziger Pärchen aus England. Ein wirklich süßes Duo bestehend aus einer toughen, aber zierlichen Dame und ihrem Rugby spielenden Freund, der locker als Highschool Schwarm durchgehen konnte. Wie sich später herausstellen sollte, wurde den beiden die Tour auch als einfacher Spaziergang verkauft. Doch dazu später mehr.
Erster und zweiter Stopp waren ominöse Töpfereien und die in Marokko allseits beliebten Fabriken für Argan Öl Artikel. Diese waren tatsächlich viel günstiger als in Deutschland, aber die unaufhaltsam plumpe Verkaufsmasche konnte leider keinen von uns hinter dem Ofen hervorlocken.
Ebenso wie die im Anschluss stattfindende Reit(viertel)stunde auf Kamelen, die sich als Dromedare entpuppten. Dazu nur ein Satz: Die zotteligen Vierbeiner sorgen für eine witzige, wacklige Reiterfahrung und wirken mit ihren etwas dümmlichen Gesichtern einfach von Grund auf sympathisch.
Der Ourika Fluss
Jetzt wird gewandert! Ab diesem Moment sollte unsere Tagestour im Ourika Tal erst richtig losgehen. Runter vom Dromedar und rein ins Auto. Nach wenigen Fahrminuten begann die Straße damit, sich an einem flachen Fluss bergauf zu schlängeln. Besonders interessant. Auf der linken Seite – und damit am Flussrand – reihten sich kleine Restaurants aneinander. Der Clou, die Tische waren zum Teil im Fluss aufgebaut. So kann der Gast beim Essen seine Füße im Fluss kühlen. Nach wie vielen Wandertouren hätte ich mir so etwas schon gewünscht! Eine geniale und witzige Idee. Auf der rechten Seite saßen am Straßenrand in unregelmäßigen Abständen junge Männer regungslos herum.
Wie vom Blitz getroffen, bremste unser Fahrer neben einem der Männer und lies diesen in den Wagen einsteigen. Es stellte sich schnell heraus, die Jungs am Straßenrand waren Guides. Wie hier die Auswahl erfolgte, wird für immer ein Geheimnis der Marokkaner bleiben.
Der junge Mann sprach gutes Englisch und war, wie sich herausstellte, ein Anwohner des Dorfes. Für junge Männer gibt es dort nämlich nicht viele Möglichkeiten zu arbeiten. Die beste Chance ist es, das Dorf zu verlassen und in der Stadt oder dem Ausland sein Glück zu versuchen.
Angekommen am Parkplatz in einem kleinen Dorf stiegen wir mit unserem Guide aus dem Auto und begannen mit dem Aufstieg auf den Berg. Aufstieg? Berg? Tja, ab jetzt beginnt eine Wanderung mit so einigen Höhenmetern und so manchen Pfaden, bei denen man sich eine Art von Sicherung wünschen würde. Von Spaziergang keine Spur. Ich fühlte mich in meinen Sneakern schon nach den ersten Höhenmetern unwohl. Doch als ich feststellte, dass unsere englische Begleiterin in offenen Sandalen unterwegs war, verkniff ich mir sofort jede Beschwerde über das eigene Schuhwerk.
Die Fanta Quelle im Ourika Tal
Während der ersten halben Stunde schlängelten sich die Pfade dem inzwischen sehr schmal gewordenen Fluss entlang. Hier gab es vereinzelt Wohnhäuser, Werkstätten und wahre Tempel für Getränke. Teilweise in kleinen Wasserfällen oder schreinartig auf Steinhaufen sehen wir bei 35 Grad Celsius anbetungswürdige Tempel für Fanta und Cola. Noch können wir der Verlockung widerstehen. Vor allem aber, weil unser Guide ein gutes Tempo vorlegt und wir den Anschluss nicht verpassen wollen.
Immer wieder überqueren wir den schmalen Fluss auf „Brücken“. Ich sage Brücken, meine aber aberwitzige Konstruktionen aus Stöcken. Obwohl jeden Tag Hunderte Füße über diese Brücken laufen, beschleicht einen doch ein mulmiges Gefühl. Kurz nachdem wir alle Häuser hinter uns gelassen haben, stoppt uns unser Guide. Eine (laut dem Guide) giftige Schlange sonnt sich scheinbar auf einem Stein mitten auf dem Weg. Nachdem er zwei Einheimische herbeiruft, gibt es jedoch schnell Entwarnung. Das Tier lebt nicht mehr und wir können gefahrlos passieren.
Ein Highlight bei der Wanderung stellt ein großer Wasserfall mit einem kleinen See da. Hier hat man bei der Hitze große Lust, sich nackt im Wasser abzukühlen. Doch auch hier peitscht unser Guide uns nach kurzer Pause voran. Nackte Haut ist ohnehin nicht allzu gerne gesehen in diesem doch eher konservativem Land. Um so höher wir kommen, umso schmaler werden die Wege. Die Anstiege sind zeitweise sehr steil und wir sehen von oben einige Touristen, die mit ihren Guides leichtere Wege gehen. Mir persönlich ist als Wanderer und Kletterer der Weg recht, aber ich gehe auch nicht in Sandalen. Unsere englische Begleitung und wir haben übe die Umstände einiges zu lachen und machen das Beste daraus.
Der Blick ins Tal
Die Ausblicke, die sich uns bieten, sind großartig und machen Lust auf eine längere Tour inklusive Abstecher in die Wüste. Noch heute überlege ich regelmäßig, wann ich für eine mehrtägige Tour zurückkommen kann. Auch dann würde ich jedem empfehlen, die Tour mit einheimischen Guides zu machen. Die Umgebung würde auch selbstgeführte Touren zulassen und selbst in den Bergen hatten wir noch gutes Netz. Doch im selben Jahr wurden zwei norwegische Studentinnen im selben Gebirge ermordet. Damit möchte ich keine Angst schüren. Trotzdem würde ich die Reise mit einem Guide empfehlen.
Von oben bietet sich ein interessanter Blick auf die Bergketten und das Treiben im Tal. Das kommen und gehen von Fahrern, Guides und der einladende Blick auf die Restaurants entlang dem Blick machen Lust auf den Abstieg, den wir über einfache Pfade in weiten Schlangenlinien antreten. An einem Aussichtspunkt hören wir dann noch eine Geschichte über einen Berber (einheimischen), der auf dem Berghang regelmäßig schläft und deshalb öfters für tot gehalten wird. Den entspannten Abstieg nutzen wir, um mit unserem Guide über seine Möglichkeiten im Leben zu sprechen. Er selbst möchte sein Dorf nicht verlassen und hat nicht die Ambition in die Ferne zu schweifen. Bescheidenheit kann wahrlich eine Tugend sein.
Fazit: Zur Tagestour im Ourika Tal
Eine Tagestour im Ourika Tal kann ich allen Wanderfreunden nur empfehlen. Das Klima bietet seine eigene Herausforderung und die vielen Wasserfälle in dieser dürren Einöde belohnen ungemein für die Anstrengungen. Auf dieser Tour hat mich das Leben der Berber in ihrer vollständigen Ausrichtung auf die Touristen und die Bescheidene Art aber am meisten beeindruckt. Trotzdem würde ich mich gerne mal in den kleinen Seen abkühlen!
Meine Packliste
- Kopfbedeckung
- Sonnencreme
- Festes Schuhwerk (Knöchelhoch) – egal was die Verkäufer einem erzählen!
- mind. 1 Liter Wasser
- den islamischen Sitten angepasste Kleidung
Falls du dich für andere Tagestouren in Afrika interessierst schau dir meine Tagestour auf den Lions Head in Kapstadt an.
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